Offener Brief an Frau Bürgermeisterin S. Rutenkröger
Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Rutenkröger,
mit großer Besorgnis haben wir den Entwurf der neuen Hundesteuersatzung zur Kenntnis genommen. Während die Bundesregierung krampfhaft nach Möglichkeiten sucht, die Bürger in diesen schwierigen Zeiten (Inflation, Ukraine-Krieg, Corona) finanziell zu entlasten, plant die Stadt Bünde die Hundesteuer zu erhöhen. Ein Schildbürgerstreich? Wenn die Lage nicht so ernst wäre, könnte man darüber lachen! Der Entwurf ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht für die Bünder Hundehalter, sondern auch für den Tierschutz. Bisher wurde bei der Stadt Bünde mit Herz und Verstand gearbeitet, sind diese Zeiten nun vorbei? Haben Ihre Verwaltungsmitarbeiter Augenmaß, Fingerspitzengefühl und Empathie gegenüber Mensch und Tier verloren? Hunde sind Familienmitglieder und Sie bringen die Halter in die Situation, dass diese ihre Tiere nicht mehr angemessen tierärztlich versorgen lassen können oder sich sogar von ihren geliebten Hunden trennen müssen. Wo bleiben diese Tiere dann? Die Halter werden versuchen, sie im Tierheim abzugeben oder sie auszusetzen und damit einem ungewissen Schicksal zu überlassen.
Die geplanten Änderungen der Hundesteuersatzung sind in hohem Maße tierschutzwidrig!
Jedes Tierheim hat finanzielle, personelle und räumliche Kapazitätsgrenzen. Da wir für Abgabetiere von der Stadt Bünde keinerlei Vergütung erhalten, hätten wir die Kosten für die Abgabehunde zu hundert Prozent zu tragen.
Hunde sind Rudeltiere und bei mehreren Rassen gehört das Zusammenleben mit mindesten einem weiteren Artgenossen zur artgerechten Haltung (z.B. Husky, Beagle, Foxhound).
Überhaupt nicht nachvollziehbar sind Ihre geplanten Regelungen für die gefährlichen Hunde (Listenhunde). Die Hunde gemäß Liste 1 des Landeshundegesetzes NRW (Pitbull Terrier, American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier, Bullterrier) dürfen sich Interessierte nur von einer Tierschutzorganisation vermitteln lassen. Die Vermittlung dieser Tiere ist ohnehin äußerst schwierig, durch die geplanten Änderung der Hundesteuersatzung wird sie nahezu unmöglich gemacht.
Ein Hundefreund, der zum Beispiel zwei American Staffordshire Terrier von einer Tierschutzorganisation übernommen hat, zahlt zur Zeit in Bünde 150,00 Euro Hundesteuer. Nach der neuen Hundesteuersatzung müsste er dann 1.600,00 Euro zahlen.
Dieses Beispiel zeigt, dass Listenhunde aus dem Tierheim quasi nicht mehr vermittelbar sind.
Die Reduzierung der Hundepopulation erreicht man nicht durch Herumdoktern an den Symptomen, wie einer Hundesteuererhöhung, sondern nur durch Ursachenbekämpfung, wie restriktive Maßnahmen gegen Züchter und Händler, insbesondere durch Bekämpfung des unseriösen und illegalen Welpenhandels auf allen politischen Ebenen.
Für ein Gespräch rund um die Themen Hund, Tierschutz und Tierheim stehen wir Ihnen und Ihren MitarbeiterInnen gerne zur Verfügung.
Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Rutenkröger, der Entwurf der Hundesteuersatzung gehört nicht in den Hauptausschuss und den Rat, sondern in den Schredder!
Wir bitten Sie ebenso herzlich wie dringend, entsprechend zu handeln.
Wir freuen uns auf eine Rückmeldung von Ihnen.
Mit freundlichen Grüßen
Tierschutzverein Herford e.V.
Renate Lindemeier-Siekkötter
1. Vorsitzende